Unter den Flurgehölzen sind die Hecken vegetationskundlich am besten bearbeitet. In der Regel handelt es sich dabei um „alte“ Heckenstandorte, das heißt um „Grenzhecken“ (z. B. Steinrücken-Hecken, Wallhecken) im Acker- und Grünland, um Hecken der Wegränder und Böschungen, wie sie insbesondere in der vorindustriellen Kulturlandschaft spontan entstanden oder angelegt wurden. Diese struktur- und artenreichen, landschaftsökologisch und -gestalterisch wertvollen Hecken fielen im Industriezeitalter oft der Intensivierung der Landnutzung zum Opfer (besonders in den sechziger und siebziger Jahren im Rahmen der „Flurbereinigung“/BRD bzw. „Flurneugestaltung“/DDR). In den letzten Jahrzehnten wurden, nachdem die Landschaft „ausgeräumt“ wurde, Flurgehölze neu angelegt, meist als Schutzpflanzungen zur Verringerung der Wind- und Wassererosion, zur Stabilisierung oder Erhöhung landwirtschaftlicher Erträge, aber auch zur Verbesserung des Habitatangebotes für Pflanzen und Tiere, aus Gründen der Landschaftsästhetik und der Holzproduktion außerhalb des Waldes.
Bisher liegen kaum Kenntnisse zur Vegetationsentwicklung in solchen jungen Flurgehölzen bzw. Schutzpflanzungen vor. Erste Ergebnisse der Untersuchungen zur Bodenvegetation von Windschutzpflanzungen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Breite sowie von Restwald-Feldgehölzen und angrenzendender Wälder im Gebiet von Neuholland sollen hier vorgestellt werden.
Anliegen der Auswertung ist keine pflanzensoziologische Einordnung der untersuchten Flurgehölze, sondern eine Interpretation der Vegetationsentwicklung. Es wird eine Typenbildung für die Krautschicht vorgenommen.
Die untersuchten Schutzpflanzungen weisen in der noch nicht stabilisierten Krautschicht eine hohe natürliche und anthropogene Dynamik auf. Die floristische Struktur lässt noch keine Entwicklung zu einer Waldbodenvegetation der potentiellen natürlichen Waldgesellschaften erkennen. Die Krautschicht spiegelt mit zunehmendem Alter der Bestände Verhältnisse wider, wie sie für nitrophile Waldmäntel, Gebüsche bzw. Säume und damit Waldrandkomplexe in intensiv genutzten Agrarlandschaften typisch sind. Naturverjüngung einzelner Gehölzarten der für das Gebiet typischen Waldvegetation tritt auf, wird jedoch in der Regel vom Wild verbissen.
Wenn auch landschaftsökologische und -gestalterische Funktionen von diesen Flurgehölzen erfüllt werden, so ist aus Sicht der Flora und Vegetation der Naturschutzwert äußerst gering. In der Bodenvegetation junger Schutzpflanzungen können bei Bodenbearbeitung zwar höhere Artenzahlen auftreten als in benachbarten naturnahen Wäldern, die Vegetation wird jedoch – wie auch in den älteren Beständen – von Nitrophyten und Ubiquisten beherrscht. Gefährdete Pflanzenarten Brandenburgs (laut Roter Liste) treten gelegentlich in den Meliorationsgräben (Butomus umbellatus) und im angrenzenden Feuchtgrünland (Lychnis flos-cuculi in einer Mähweide) auf, in den Schutzpflanzungen bzw. deren Saum wurden lediglich einmal Leucanthemum vulgare und eine Pflanze Chenopodium bonus-henricus festgestellt.
Sollen die Schutzpflanzungen hinsichtlich der Habitatfunktion und des Biotopverbundes zwischen den naturnahen Restwald-Feldgehölzen und benachbarten Wäldern einen höheren Wert erlangen, ist eine Umwandlung der Pappelpflanzungen in standortgemäße Baumbestände dringend geboten.
Literatur:
Klausnitzer, U.; Schmidt, P. A. (1997): Flurgehölze im Kontext der Waldrand-Lebensgefüge und die Entwicklung der Vegetation in Schutzpflanzungen der Agrarlandschaft. Natur- und Kulturlandschaft 2: 136-144.
Bearbeitung: Dipl.-Agraring. Ulrich Klausnitzer