Naturverträgliche Hochwasservorsorge an Elbe und Nebenflüssen

-Ein Beitrag aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht am Beispiel ausgewählter Gebiete der mittleren Elbe und unteren Mulde-

Im Rahmen der Studie wurden im Untersuchungsgebiet Elbe vertiefende Untersuchungen zur Beziehung Wasserhaushalt und Vegetation durchgeführt und eine immense Datenbasis geschaffen. Vorhandene Daten wurden aufgearbeitet, überprüft und aktuelle Erhebungen vorgenommen. An der Mulde -Raum Eilenburg- wurden erste ökologische Grundlagenuntersuchungen zu dieser Thematik durchgeführt.

Die Bewertung der Folgen des Hochwassers 2002 auf die Vegetation der Hartholzauenwälder erfolgte auf ausgewählten Flächen mittels Vorher-Nachher-Vergleich. Zwischen Mulde- und Saalemündung (Saalberghau, Lödderitzer Forst, Walternienburger Forst, Biberwerder) wurden folgende Veränderungen an der Vegetation festgestellt:

  • Vorhandene Senken und Rinnensysteme wurden stark durchspült und teilweise tief ausgeräumt und im Strömungsschatten teilweise sandig-kiesige Sedimente abgelagert.
  • Im Schatten von Deichbrüchen bzw. großflächiger Ufererosion wurde weiträumig auch auf relativ ebenen Waldflächen in lokalen Mächtigkeiten bis 25 cm sandig-kiesiges Material abgesetzt.
  • Großflächig würde sämtliches organisches Material der Bodenauflage abgespült, so dass der blanke lehmige Boden sichtbar wurde.
  • Durch das Hochwasser wurde sperriges Schwemmmaterial (Holz, Genist) teilweise in den unteren Bereichen von Baumkronen der flussnahen Bäume abgelagert.
  • Die oftmals flächigen Brennnesselbestände (Urtica dioica) wurden stark reduziert. In den folgenden Jahren wurde das einheimische Echte Springkraut (Impatiens noli-tangere) stark gefördert.
  • Naturverjüngung von Baumarten ist verschwunden, ob abgestorben in Folge Überflutung oder durch Wildverbiss nach ablaufendem Hochwasser lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
  • Auf den überfluteten Flächen starben sämtliche Exemplare des überflutungsempfindlichen Schwarzen Holunders ab.
  • Die an die Standorte angepasste Gehölzvegetation hat durch das Sommerhochwasser keinen Schaden genommen. Als Folge des aufgeweichten Bodens gab es bei Starkwindereignissen vereinzelt Windwurf, meist Linden.
  • Pennsylvanische Esche (Fraxinus pennsylvanica) wurde ebenfalls durch Windwurf entwurzelt, bzw. erfolgten Stammbrüche älterer Bäume.
    Die geringfügigen Beeinträchtigungen der Vegetation und die rasche Regeneration zeigt, dass dieses Sommerhochwasser natürliche, von selbst behebbare Veränderungen (oft aus Naturschutzsicht sehr positive) bewirkte.

Das Hochwasser im Januar 2003 hat wesentlich größere Einwirkungen auf die Gehölzvegetation hinterlassen. Das stehende Wasser in den Beständen gefror und hat bei absinkendem Wasserstand starke Rindenabschürfungen hervorgerufen. Abfließendes Treibeis hat Jungwuchs und Sträucher stark beeinträchtigt, teilweise flächig abgeschert.

Durchführung: Dipl.-Agraring. Ulrich Klausnitzer (Bearbeitung Teilthema Vegetation Hartholzauen, Beziehungen zwischen Wasserhaushalt und Standort bzw. Vegetation, Gesamtkoordination) am Lehrstuhl für Landeskultur und Naturschutz (Projektleiter: Prof. Dr. P. A. Schmidt; WHK: M. Sc. forest S. Conrad; TM: M. Wöbke), Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz, TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, Tharandt);
Partnerschaft: Umweltinstitut Höxter (Dipl.-Ing. (FH) Landespflege M. Buschmann, Dipl.-Biol. K. Dörfer,
Dipl.-Ing. (FH) Landespflege H. Jandt); Dipl.-Biol. U. G. Jäger (Salix – Büro für Ökologie und Landschaftsplanung Wettin);
Auftraggeber: Bundesamt für Naturschutz (Fachbetreuer Dr. A. Henrichfreise), mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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Fotos © von Ulrich Klausnitzer
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